„Martha“ für Petra Zickler
Trainerin, Vorstandsposten, Ehrenmitglied und nun die „Martha“: Petra Zickler ist die „Grand Dame“ des Schwimmens in Hoyerswerda.
Von Sascha Klein (Lausitzer Rundschau | 06. März 2018)
Erst am Sonntag hat Petra Zickler wieder ein Pensum hingelegt, das im Schwimmsport vermutlich die Ultra-Langstrecke wäre. Um 5:45 Uhr Aufbruch aus Hoyerswerda Richtung Chemnitz. Vor Ort hat sie einige ihrer Schwimmer betreut – gemeinsam mit deren Eltern. Ihre Schützlinge sind zwischen acht und zwölf Jahren alt. „Es ist schön zu sehen, dass alle mit Begeisterung dabei sind“, sagt die 63-Jährige. Dann haben die Schwimmer des Schwimmsportvereins (SSV) Hoyerswerda sogar noch zwei Goldmedaillen mit nach Hause gebracht. Für die Diplom-Sportlehrerin ist das ein mehr als gelungener Tag. Um 20 Uhr sei sie dann wieder daheim gewesen.
Solche Tage kommen bei Petra Zickler wieder öfter vor, seit sie vor gut vier Monaten in den Ruhestand gegangen ist. Wobei: Ruhestand? Davon kann man bei der 63-jährigen kaum reden. Für ihr jahrzehntelanges Engagement im Schwimmsport in Hoyerswerda wird sie am 22. März die „Martha“ erhalten – ein Preis für engagierte Frauen, der in Hoyerswerda seit dem Jahr 1998 regelmäßig vergeben wird. Dabei hat Petra Zickler erst einen Tag vor der Wahl erfahren, dass sie überhaupt nominiert ist. Rainer Warkus und Matthias Brauer vom Lausitzbad hatten sie ebenso für die Auszeichnung empfohlen wie die Linken-Fraktion im Stadtrat. Kürzlich hatte sich der gesamte Stadtrat für sie ausgesprochen – für sie hat diese Wahl einen hohen Stellenwert. Inzwischen wird sie sogar öfter auf die Auszeichnung angesprochen. Wobei: Auszeichnungen und Titel sind der 63-Jährigen nicht in erster Linie wichtig. Die Jugendlichen sollen Freude am Sport haben, sich weiterentwickeln wollen, Kampfgeist zeigen: Das ist Petra Zickler wichtiger als Urkunden und Edelmetall.
Sie selbst hat mit neun Jahren mit dem aktiven Schwimmen angefangen, im Alter von 14 Jahren ist sie bereits Übungsleiterin gewesen. Ihre Spezialdisziplin ist das Brustschwimmen. Als Petra Zickler als Jugendliche ihre Bahnen geschwommen ist, hat es in Hoyerswerda ganz anders ausgesehen als heute. Mitte der 1960er-Jahre hatte die Stadt noch kein Hallenbad. An das heute wohlig warme Lausitzbad war überhaupt nicht zu denken. Die Heimstatt der Schwimmer ist das Freibad in der Altstadt gewesen. „Dort haben wir von März bis Oktober trainiert“, sagt die langjährige Trainerin. Von 20 Grad warmem Wasser konnten die Schwimmer speziell im Frühling und Spätherbst nur träumen. Da hieß es: Rein ins Wasser und sich warmschwimmen. Sonntags sei es zum Trainieren in die Halle nach Dresden-Klotzsche gegangen, erinnert sich Petra Zickler.
Nachdem Hoyerswerda ab 1972 schließlich im WK IX die Volksschwimmhalle hatte, ist das Petra Zicklers Arbeitsort gewesen. Erst Rettungsschwimmerin, dann Schwimmmeisterin, später Diplom-Sportlehrerin: Sie hat einst die Kinder und Jugendlichen von Lok und Aufbau Hoyerswerda trainiert. Dort ist das Trainingszentrum der Schwimmer in der Stadt gewesen. Im Dezember 1993 hat sich schließlich der Schwimmsportverein (SSV) Hoyerswerda gegründet. Petra Zickler ist seit Anbeginn als Trainerin und später auch als Vorstandsmitglied dabei. Seit vergangenem Jahr ist sie Ehrenmitglied des Vereins.
Mit der Schließung der Schwimmhalle im WK IX im Jahr 1999 ist Petra Zickler ins Lausitzbad gewechselt und auch dort – wie im Verein – eine Art Mutter der Kompanie. Sie trainiert jetzt zweimal pro Woche Kinder und Jugendliche beim SSV im Lausitzbad, dazu kommen die Schwimmer der Sportklassen des Foucault-Gymnasiums. „Ich bin heilfroh, dass wir dadurch dreimal pro Woche die Gelegenheit haben zu trainieren“, sagt sie. Am Beckenrand steht sie an manchen Tagen länger als sie überhaupt in ihrer Wohnung in der Neustadt ist.
Am 22. März wird Petra Zickler die „Martha“ für ihr ehrenamtliches Engagement verliehen werden. „Ich weiß noch gar nicht so genau, wie das ablaufen wird“, sagt sie und lacht. Sie wird sich überraschen lassen – genau so, wie sie von der Nominierung überrascht worden ist.