Schwimm-WM
Auszug: Sächsische Zeitung, Mirko Kolodziej
Marylin Wenk vom SSV Hoyerswerda ist eine erfahrene Schwimmerin. Es ist 18 Jahre her, dass sie zum ersten Mal in der Zeitung erwähnt wurde. Damals gab es im Waldbad Zeißig eine Nachwuchs-Sachsenmeisterschaft, und Marylin Wenk holte nicht nur Bronze über 100 Meter Rücken, sondern schaffte auch die Normzeit für den D-Kader der Landesauswahl. Und doch gibt es sportlich noch immer faszinierende Vorstellungen, die sich bei Realisierung in ewige Erinnerungen wandeln können. „Vielleicht von demselben Startblock zu springen, von dem vor ein paar tagen Katinka Hosszu gesprungen ist“, überlegt Marylin Wenk. Und wer weiß: Vielleicht gibt es ja tatsächlich die Möglichkeit, der ungarischen Eisen-Schwimmerin (Katinka Hosszu – die Schwimm Ikone Ungarns wird als „Iron Lady“ bezeichnet) zumindest abstrakt so nahe zu kommen.
Insgesamt fünf SSV-Schwimmerinnen nämlich werden jetzt in der Duna-Arena an den Start gehen. Wo eben noch die 17. Schwimmweltmeisterschaften ausgetragen wurden, starten heute offiziell die Masters World Championships des Schwimmweltverbandes FINA. Es handelt sich um eine WM für aktive Schwimmer, Synchronschwimmer, Wasserspringer und Wasserballer im Alter ab 25. Mehr als 9.000 Athleten sind angemeldet. Marylin Wenk, Ines Stolz, Katja Schimke, Charlotte Dörr und Anne Neumann-Novak vom SSV haben bereits einschlägige Erfahrungen. Die drei Erstgenannten starteten schon 2012 bei einer Masters EM im holländischen Eindhoven, alle fünf waren im vorigen Jahr bei der Masters EM in London am Start. Wie´s gewesen ist? „Chaos, viele Menschen, die alle zur selben Zeit in die Schwimmhalle wollen“, sagen die SSV-Frauen – allerdings lachend. Denn natürlich würden sie die weite Reise nicht antreten, wenn das schon alles wäre. Da ist einerseits das Fluidum. In der Donau-Arena waren eben gerade noch aktuelle Weltgrößen wie Adam Peaty (GBR), Sarah Sjöström (SWE) oder Katie Ledecky (USA) am Start. „Du schwimmst in einer Profi-Anlage“, schätzt Anne Neumann-Novak die technischen Umstände wert. Dann fängt es an zu kribbeln, wenn die Athleten im Callroom auf den Start warten. Entsprechend der zehn Bahnen in der Donau-Arena gibt es mehrere hintereinander gestellte Stuhlreihen mit zehn Plätzen. Hier werden die Starter aufgereiht, noch einmal kontrolliert und rücken Start um Start eine Reihe vor – bis sie schließlich selbst an den Beckenrand dürfen.
„Und die Atmosphäre in so einer Halle ist beeindrucken“, sagt Katja Schimke. Denn Schwimmer aus Hoyerswerda bekommen nun einmal nicht so häufig die Gelegenheit, sich vor ganz großer Zuschauerkulisse mit anderen zu messen. Andererseits ist es sportlich natürlich gut, auf ein Ziel hin zu trainieren; auch, wenn das Lausitzbad, wo Trainingszeiten ein knappes Gut sind, schwierig ist. Mit zweimal Training in der Woche ist allzu viel nicht zu reißen. Immerhin hat das Bad den Frauen aber auch in den eigentlich komplett trainingsfreien Ferienwochen Schwimmzeiten eingräumt. Es geht immer wieder darum, noch ein paar Sekunden oder Sekundenbruchteile schneller zu werden. „Bestzeiten“, sagt Ines Stolz also auf die Frage, was sie sich bei ihren vier Starts in Budapest erhofft. „Ich will besser sein als in London“, erklärt auch Marylin Wenk, die fünfmal ins Wasser geht. Beeindruckt berichten sie von hochbegabten Athleten, die zwar nur mit Unterstützung auf den Startblock kommen, aber im Wasser dann eine faszinierende Leistung zeigen. Der älteste Schwimmer in Budapest, der Ungar Bela Banki Horvath, ist 97 – und auch ein Vorbild. „Ich hoffe, wir können das mit über 90 auch noch machen“, sagt Marylin Wenk.