Auszug: Sächsische Zeitung, Mirko Kolodziej
Zum Ende der 119. Deutschen Schwimm-Meisterschaften im Berliner Europasportpark legte Trainerin Eva Herbst ihrem Schützling Kristin Schiemenz den Arm um die Schulter und meinte: „Ich bin ein bisschen zufrieden.“ Die 18-Jährige aus Zeißig stimmte zu: „Die Platzierungen waren in Ordnung, die Zeiten allerdings etwas langsam. Aber ich war auch lange krank.“Nach dem Trainingslager im Herbst in 2000 Metern Höhe im mexikanischen San Luis Potosi ging es ganz gut vorwärts. Bei den Deutschen Wintermeisterschaften in Hannover wurde Kristin Schiemenz im Finale über 200 Meter Rücken Achte, über die halbe Distanz Siebte. Sie schwamm nach und nach immer schneller, bis im März ein Virus zuschlug. Mit Bundestrainer Örjan Madsen hat Kristin Schiemenz zwar kaum zu tun, doch fühlt sie sich von seiner Kritik an den Nachwuchsstars, die jungen Schwimmer hätten nicht genügend Biss, durchaus angesprochen: „Wir heulen zu viel herum, quälen uns nicht genug.“ Starker Tobak von jemandem, der im Training schon mal 45 Kilometer pro Woche schwimmt. Immerhin weiß die Zeißigerin: Ohne ausreichende Qualen droht das, was sie „Ertrinken“ nennt. Dann sind die Beine schwer, die Fähnchenleine entfernt sich nur in Zeitlupe: „Man denkt, dass man nie ankommt.“ Und Ankommen ist ihr schon als Minimalziel zu wenig.