Auszug: Sächsische Zeitung, Mirko Kolodziej
Der SSV Hoyerswerda schickt einen Routinier und einen jungen Senkrechtstarter zur WM der Behinderten. Schwimmer lieben Wasser, das nicht allzu kalt ist. Trotzdem werden Jan Miroslaw und Roy Tobis vom Schwimmsportverein Hoyerswerda (SSV) nicht in den Indischen Ozean steigen. Der 16-jährige Tobis sagt knapp: „Da herrscht akute Hai-Gefahr.“ Der Foucault-Schüler und sein 33 Jahre alter Vereinskollege fliegen am Sonntag aber ohnehin nicht zur Erholung nach Durban. Sie sind vielmehr unter den 550 Athleten aus 50 Ländern, die in Südafrika bei den Weltmeisterschaften der behinderten Schwimmer um Medaillen ringen. Beide werden über 100 Meter Rücken ebenso ins Wasser gehen wie über 50 und 100 Meter Freistil. Miroslaw, dem ein Bein fehlt, hat außerdem Chancen, in der 4×100-Lagen-Staffel über die Rückendistanz anzuschwimmen. Der jüngere WM-Teilnehmer aus Hoyerswerda, der einen verkümmerten Unterschenkel hat, steht für die 4×100- Meter-Freistil-Staffel parat. Roy Tobis sagt, er sei im Moment sportlich sehr gut drauf und wenig nervös: „Aber wer weiß, wie das sein wird, wenn ich im Flugzeug sitze?“ Er wird immerhin zum ersten Mal zu einem Wettkampf so weit reisen. Trainer Jan Frobart erzählt, sein Schützling sei über 100 Meter Freistil inzwischen unter den Schwimmern mit Handicap deutschlandweit die Nummer zwei: „Das ist schon etwas Besonderes. Mein Ziel für ihn ist Peking. 2008 sind dort die Paralympics. Ohne Training ist das genauso wenig zu machen wie eine Weltmeisterschaft. Und so haben Tobis sowie Miroslaw in den vergangenen Monaten sieben Mal pro Woche im Lausitzbad trainiert. Miroslaw, der lächelnd meint, er sei „schon ein Schwimm-Opi“, erzählt außerdem vom sommerlichen Ausdauertraining im Knappensee: „Wir sind zwischen Särchen und der Steilküste hin und her geschwommen. Das hat gute Polster gebracht.“ Der Routinier, der schon bei zahlreichen internationalen Wettkämpfen war, darunter den Paralympics 1992 in Barcelona, war zuletzt ein wenig unzufrieden mit sich selbst. Aber Trainer Jan Frobart beruhigt: „Von der Trainingsphase her war das in Ordnung. Die Schnelligkeit kommt im Schlusstraining mit dem Schwimmen in kurzen Intervallen.“ Zunächst müssen sich beide Athleten aber erst einmal auf das Wettkampfbecken einstellen, das nach internationalen Normen 50 Meter lang ist, denn, so Miroslaw: „Der Mensch ist ein Gewohnheitstier.“ Und wegen des Trainings im nur halb so großen Lausitzbad-Bassin gibt es bei internationalen Wettbewerben schon mal den Drang, bereits nach der Hälfte zu wenden.